Wer schon einmal am Grabstein von Friedrich dem Großen vor Schloß Sanssouci stand, dem werden sicherlich die darauf und darum liegenden Kartoffeln aufgefallen sein. Friedrich der Große und die Kartoffel haben eine ganz eigene und inzwischen ziemlich berühmte Beziehung zueinander. Wie viel davon Mythos und wie viel Wahrheit ist, kann heute wohl nicht mehr mit Sicherheit festgestellt werden. Fakt ist aber, dass Brandenburger und Touristen auf den Grabstein Friedrich des Großen Kartoffeln legen, um ihm dafür zu danken, dass er die Kartoffel in Deutschland eingeführt hat.
Wie die Kartoffel nach Europa und Deutschland kam
Die Kartoffel gelangte in der Mitte des 16. Jahrhunderts durch spanische Konquistadoren aus den Anden nach Europa.
Als die Kartoffel dann 1565 über Spanien nach Deutschland kam, erkannten die meisten gar nicht die Bedeutung für die menschliche Ernährung. Wegen der schönen Blüte des Knollengewächses fand die Kartoffel insbesondere in botanischen Gärten ihren Platz. In der Küche wurde dagegen meist keine Kartoffel gekocht, da sie als ungenießbar galt (meist jedoch nur wegen der falschen Zubereitung).
Hungersnöte in Preußen
Schon vor dem Regierungsantritt Friedrich II., zu Zeiten seines Vaters, gab es immer wieder große Hungersnöte in Deutschland und speziell in Brandenburg-Preußen. Mitte des 18. Jahrhunderts sah sich dann auch Friedrich der Große genötigt durch Kartoffelanbau etwas gegen die großen, durch Bevölkerungsanstieg, Krieg und Missernten hervorgerufenen Nöte zu unternehmen. Zunächst ließ Friedrich Kartoffeln als Geschenke verteilen, versehen mit einer Pflanzanweisung. Dies brachte nicht den erwünschten Erfolg. Also erließ er den sog. Kartoffelbefehl vom 24.3.1756, die „Circular-Ordre“ Friedrichs II., mit der er allen preußischen Beamten befahl, sämtlichen Untertanen den Kartoffelanbau „begreiflich zu machen“:
„Wo nur ein leerer Platz zu finden ist, soll die Kartoffel angebaut werden, da diese Frucht nicht allein sehr nützlich zu gebrauchen, sondern auch dergestalt ergiebig ist, daß die darauf verwendete Mühe sehr gut belohnt wird. (…) Übrigens müßt ihr es beym bloßen Bekanntwerden der Instruction nicht bewenden, sondern durch die Land-Dragoner und andere Creißbediente Anfang May revidieren lassen, ob auch Fleiß bey der Anpflantzung gebraucht worden, wie Ihr denn auch selbst bey Euren Bereysungen untersuchen müsset, ob man sich deren Anpflantzung angelegen seyn lasse.“
Friedrich selbst kannte die Kartoffel aus seiner Jugend nicht. Es soll sie am Hofe seiner Schwester Wilhelmine in Bayreuth kennengelernt haben und deren Bedeutung für die Ernährung der Preußen sofort erkannt haben. Selbst war der König wohl nicht so angetan von der Kartoffel. Historiker haben kein einziges Kartoffelrezept auf den Küchenzetteln Friedrich II. gefunden.
Friedrichs List mit der Kartoffel
Deshalb ist es wohl auch kein Wunder, dass die als sehr widerspenstig geltenden brandenburgischen Bauern auch dem befohlenen Kartoffelanbau nicht nachkamen. Der Mythos besagt nun, dass Friedrich der Große auf eine List zurückgriff, um die Kartoffel seinen Bauern schmackhaft zu machen. Er soll rund um Berlin Kartoffelfelder anlegen lassen haben, die von Soldaten bewacht werden sollten. Er ließ das Gerücht streuen, dass die angebauten Knollenfrüchte für die königliche Tafel sein. Die Wachsoldaten wurden dagegen angehalten sich schlafend zu stellen, um den Bauern aus der Umgebung die Entwendung der Kartoffel zu ermöglichen. Und die Bauern bissen an, sie müssen gedacht haben, was für den König gut ist, kann uns doch nicht schlecht sein. Und so sollen sie in der Nacht auf den Äckern die Kartoffelsaat gestohlen haben, um sie auf den eigenen Äckern anzupflanzen.
Die Wachsoldaten übersahen, wie befohlen, jeden dieser Diebstähle und so soll sich der Kartoffelanbau in Brandenburg-Preußen verbreitet haben. Ob die Geschichte wahr ist, lässt sich, wie bereits erwähnt, heute nicht mehr nachvollziehen. Fakt ist aber, dass Friedrich mehrere Versuche unternahm, um die Kartoffel in Preußen zu etablieren. Dies gelang spätestens nach seinem Tod, als die Kartoffel zur Hauptnahrungsquelle für die einfachere Bevölkerung wurde.