Die Beziehung oder besser gesagt der Konflikt zwischen Friedrich II. und seinem Vater Friedrich Wilhelm I. ist so abwechslungsreich wie legendär. Kaum einem Konflikt zwischen Vater und Sohn wurde in der deutschen Geschichte so viel Aufmerksamkeit geschenkt wie dem im Hause Hohenzollern. Diesem Konflikt sei jedoch ein eigener Artikel gewidmet.
Friedrich Wilhelm I. – Die Jugend
Friedrich Wilhelm, bei der Geburt Friedrich II. noch Kronprinz, Sohn Friedrich I., hat als zweiter König in Preußen großes Aufsehen in der Welt erregt. Er war der einzige Sohn des ersten Königs Friedrich I. und seiner geistreichen zweiten Gemahlin Königin Sophie Charlotte von Hannover (Schloss Charlottenburg in Berlin wurde nach ihr benannt). Geboren am 14. August 1688 in Berlin, war er bereits als Kind robust und kräftig gebaut, jedoch hatte er ein widerspenstiges bis trotziges Naturell. In der Regel hatte er gar keine Lust zum Stillsitzen und Lernen. Dennoch war er der Liebling seiner Mutter und seiner Großmutter in Hannover.
Schon früh entwickelte sich in ihm eine tiefe Abneigung gegen den Pomp, den er im Überfluss bei seinem Vater sah. Später zog er sich häufig mit Freunden und seiner Frau auf seinen Landsitz nach Wusterhausen zurück, wo er im bewaldeten Moorland jagen ging und ungestört von den „Ränken am Hof“ lebte. 1706 nahm er in frühem Alter mit den preußischen Truppen auf der Marlborough-Eugenischen Seite am Feldzug in Flandern im Spanischen Erbfolgekrieg teil. Später im Jahre 1709 brach er zu einem erneuten Feldzug auf. Dieser Feldzug begründete eine lebenslange Freundschaft mit Leopold I. von Anhalt – „Dem Alten Dessauer“.
Friedrich Wilhelm I. – Der König (1713-1740)
Ein Jahr nach der Geburt Friedrich II. bestieg sein Vater als Friedrich Wilhelm I. den preußischen Thron. Der Staat hatte unter seinem Vorgänger, Friedrich I., infolge Verschwendungssucht und Mißwirtschaft des Hofs sowie der Intrigen verschiedener Minister stark gelitten. Einst äußerte der Kronprinz: „Es ist der tollste Haushalt der Welt.“ Dies änderte sich mit seiner Thronbesteigung radikal. Mit rücksichtsloser Energie und unermüdlichem Arbeitseifer versuchte er am Hof und im Staat Ordnung zu schaffen. Er ordnete die Finanzen des Staates neu und betrieb den Abbau der Verschuldung. Auf keinen Fall wollte er wie sein Vater von den Subsidien fremder Mächte abhängig sein, um ein großes stehendes Heer halten zu können. Die Kosten des Hofes wurden von 276.000 Taler auf 50.000 Taler herabgesetzt.
Am Hofe herrschte ein strenger, nüchterner, etwas enger Gottesglaube. 20.000 Glaubensflüchtlinge aus Salzburg nahm der König auf und siedelte sie in Ostpreußen an. Der König selbst mit seiner rauhen Schale wirkte häufig brutal. Bekannt war seine große Korrektheit und oft kleinliche Sparsamkeit bis hin zum Geiz, mit der er selbst die staatlichen Etats jedes Jahr revidierte und die Besoldung der Beamten festsetzt. Er sah sich als wirklicher Landesvater, der auch nachsah wie es um die Felder und die Bauern bestellt war und ob die Kammern die ihnen übertragenen Aufgaben korrekt ausgeführten. Die Zivilverwaltung wurde dem militärischen Kommando unterworfen – die Verwaltung wurde unter dem Generaldirektorium, dem König selbst, zentralisiert.
Im Oktober 1717 führte Friedrich Wilhelm I. durch königliche Verordnung die allgemeine Volksschulpflicht auf den königlichen Domänengütern ein. Während seiner Regierungszeit gründete er etwa 2.000 Volksschulen in denen jedes Kind zwischen fünf und zwölf Jahren zur Schule gehen sollte.
Ebenfalls im Jahr 1717 wurde mit der Reform im Gerichtswesen begonnen und 1737 wird durch den Minister Samuel von Cocceji das Preussische Landrecht reformiert. Das war die Grundlage für einen wirklichen Rechtstaat. Dennoch hielt König Friedrich Wilhelm I. wenig von den Juristen. Die auch heute in den deutschen Gerichten getragene Robe hat ihren Ursprung in einer Kabinettsorder von 1726, in der König Friedrich Wilhelm I. in Preußen verfügte:
Zu seinen wenigen privaten Vergnügungen gehörte das Tabakskollegium, welches aus acht bis zwölf abendlichen Mitzechern bestand, die einen rauen Ton pflegten. Dem regelmäßig stattfindenden Tabakskollegium gehörten besonders die Obersten und Generale an, denen Friedrich Wilhelm ganz besonderes Vertrauen schenkte. Sie trafen sich in einer eigens dafür eingerichteten Tabakstube.„Wir ordnen und befehlen hiermit allen Ernstes, dass die Advocati wollene schwarze Mäntel, welche bis unter das Knie gehen, unserer Verordnung gemäß zu tragen haben, damit man diese Spitzbuben schon von weitem erkennen und sich vor ihnen hüten kann.“
Der Soldatenkönig und die Langen Kerls
Die größte Leidenschaft Friedrich Wilhelms waren seine Soldaten. Er kam schon früh zu der Überzeugung, dass sich Preußen im Spiel der europäischen Mächte nur dann behaupten konnte, wenn es sich auf seine militärische Stärke verlassen konnte. Deshalb baute er innerhalb von nicht einmal 30 Jahren Preußens stehendes Heer von 40.000 auf über 80.000 Mann aus. Preußen war damit eine der stärksten europäischen Militärmächte. Offiziersstellen waren nur Adligen vorbehalten. Damit wollte Friedrich Wilhelm I. den weitgehend entmachteten Adelsstand einen Ersatz geben und versuchte diese so an die Krone zu binden (sog. Adelige Offizierskorps).
Den sog. „Langen Kerls„, die Potsdamer Riesengarde, schenkte König Friedrich Wilhelm I. sein ganz besonderes Augenmerk. Groß gewachsene junge Männer wurden überall in Europa für das königliche Infanterieregiment No. 6 in Potsdam geworben. Hierbei ließ er sich anders als sonst nicht lumpen. Eine persönliche Leidenschaft die hier zu erkennen ist.
Tod Friedrich Wilhelm I.
Der Soldatenkönig hatte aufgrund seines ungesunden Lebensstils und einer erblichen Vorbelastung im Laufe seines Lebens zunehmend mit Gichtanfällen zu kämpfen. Am 31.Mai 1740 zwischen ein und zwei Uhr starb er 51-jährig unter großen Schmerzen im Potsdamer Stadtschloss an Wassersucht. Am 4. Juni fand seine Beisetzung in der Garnisonkirche zu Potsdam statt.
Kurz vor Ende des 2. Weltkriegs wurde sein Sarkophag aus Potsdam weggeschafft und blieb bis 1991 auf der Stammburg Hohenzollern bei Hechingen in Baden-Württemberg. Nach der Wende fand der Soldatenkönig im Kaiser-Friedrich-Mausoleum nahe der Friedenskirche in Potsdam Sanssouci seine letzte Ruhe.
König Friedrich Wilhelm I. hinterließ seinem Sohn und Nachfolger auf dem Thron einen streng organisierten Staat, einen ansehnlichen Kriegsschatz von 10 Millionen Talern und ein geübtes Heer, das in seiner Beschaffenheit unter den Staaten Europas einzigartig war.